George Best * 22. Mai 1946 in Belfast, Nordirland; † 25. November 2005 in London
Wenn ich hässlich geboren worden wäre, hätte man niemals etwas von Pelé gehört."
Von allen denkwürdigen Zitaten von George Best – und davon gab es wahrlich genug – wäre dieses wohl die geeignetste Grabinschrift. Auch wenn diese Aussage nur ironisch gemeint war, wusste dieser einzigartige Ire genau, wie gut er war und dass ihm nur wenige das Wasser reichen konnten. Technik, Schnelligkeit, Ausgeglichenheit und große Entschlossenheit machten ihn bei Manchester United zu einer großen Legende, zu etwas Spektakulärem und für jene, die ihn in der Blüte seiner Karriere spielen sahen, steht bis heute fest, dass es niemanden gab, der mit ihm vergleichbar war. Sogar Pelé selbst soll diesen Jungen aus Belfast als größten Spieler, den er jemals gesehen hat, bezeichnet haben.
Beim Rückblick auf sämtliche Aspekte seiner turbulenten Karriere stellt sich stets und unvermeidlich die Frage, was noch alles hätte geschehen können. Wie könnte es anders sein, nachdem ein Spieler mit solch außergewöhnlichem Talent bereits im Alter von 27 Jahren Old Trafford und dem gesamten Fussballsport den Rücken kehrte? Oder als er wegen seiner Exzesse abseits des Platzes genauso oft in die Schlagzeilen geriet wie wegen seiner großartigen Leistungen?
In späteren Jahren resümierte Best: "Ich wurde mit großem Talent geboren und manchmal hat ein solches Talent auch einen zerstörerischen Charakter. Genauso wie ich auf dem Platz jeden übertreffen wollte, wollte ich auch jeden übertreffen, wenn wir in der Stadt unterwegs waren." Man darf jedoch nicht vergessen, dass bereits lange Zeit bevor Best immer häufiger auf den Titelseiten erschien – was ihm den Spitznamen "der fünfte Beatle" einbrachte –, der Fussball seine erste große Liebe war.
In seiner Jugend praktizierte er diese Sportart mit fast schon besessener Leidenschaft und Hingabe, als er Spiele mit einem Turnschuh am rechten und einem Fussballschuh am linken Fuß bestritt, um seine Fähigkeiten mit Letzterem zu verbessern und zu perfektionieren. Auf diese Weise reifte er nach und nach zum perfekten Spieler heran. Als Manchester Uniteds erfahrener Talentescout Bob Bishop bei einem Juniorenspiel in Belfast auf diesen schwach gebauten Youngster aufmerksam wurde, war er sofort begeistert. Bishop anschließendes Telegramm an Manager Sir Matt Busby lautete einfach nur: "Ich habe ein Genie gefunden."
Diese Nachricht wurde in Old Trafford zunächst noch nicht für bare Münze genommen, doch als der 15-jährige Best im Jahr 1961 zu einem zweiwöchigen Probetraining zu den Red Devils kam, waren alle Zweifel beseitigt. Wegen seines starken Heimwehs blieb er jedoch nur zwei Tage, ehe er darauf bestand, nach Belfast zurückzukehren, doch Busby hatte bereits genug gesehen und machte es zur Chefsache, den Youngster zu einem festen Engagement in Manchester zu überreden. Zwei Jahre später gab Best im Alter von nur 17 Jahren gegen West Bromwich Albion sein Debüt in der A‑Mannschaft und spielte sich mit einer großartigen Leistung in die Schlagzeilen der Manchester Evening News, die von einem "Naturtalent" sprach und seinen "Stil" lobte.
Diese Worte sollten im Laufe der Jahre zum Synonym für Best werden, der gemeinsam mit Bobby Charlton und Denis Law ein Offensiv-Trio bildete, das den Red Devils zur Vorherrschaft in England und schließlich auch in Europa verhelfen sollte. Law beschrieb ihn als "kompletten Spieler" und bereits im Alter von 21 Jahren schien ihm die Welt zu Füßen zu liegen. 1968 holte ManU den Europapokal der Landesmeister und Best, der in jeder Runde traf und auch im Endspiel glänzte, wurde mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet.
Die Tragödie daran ist jedoch die Tatsache, dass sein Bekanntheitsgrad und sein Ruhm den Anfang vom Ende des größten britischen Spielers seiner Generation einläuteten. Er stieg schon bald ins Geschäftleben ein, eröffnete Nachtklubs und Modeboutiquen, und es sollte nicht mehr lange dauern, bis seine Lebensweise, die von Alkohol, Glücksspiel und Frauen geprägt war, die Geduld seines Arbeitgebers auf die Probe stellte.
Während Charlton und andere in Old Trafford Bests Verhalten abseits des Platzes öffentlich verurteilten, stellte sich Busby vor seinen Schützling, was Best mit seiner Genialität über einen bestimmten Zeitraum rechtfertigen konnte. Doch es konnte nicht lange gut gehen: Best, darüber frustriert, dass Manchester United die alternden Stars der Mannschaft von 1968 nicht ersetzen konnte, kehrte wieder in die Bars und Nachtklubs zurück. Sein unerlaubtes Fernbleiben wurde immer länger und immer unentschuldbarer.
Mit der Ankunft des neuen Trainers Tommy Docherty kam es schließlich zu einer Auseinandersetzung, die mit Bests Entlassung endete. Sogar Busby, der nun eine leitende Funktion im Verein bekleidete, sagte zur Presse: "Wir möchten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wir sind mit unserer Geduld am Ende." Docherty unterbreitete ihm schließlich ein Friedensangebot, woraufhin er im darauf folgenden Jahr zurückkehrte, doch schon bald folgte ein weiterer Fehltritt und die daraus resultierende Trennung war diesmal endgültig. Best gab schließlich im Alter von 27 Jahren seinen Rücktritt vom Fussballsport bekannt.
Es dauerte natürlich nicht lange, bis Best wieder auf dem Platz stand, doch seine nächste Station nach seiner Zeit im Theatre of Dreams war Südafrika, wo er bei einer Mannschaft namens Jewish Guild anheuerte. Die Vergänglichkeit machte sich bemerkbar und während Bests Leistungen immer noch gut waren – wenn auch immer seltener –, wurde er zu einem Weltenbummler, der für unterschiedliche Vereine in unterschiedlichen Ländern auf Torejagd gehen sollte – unter anderem Cork, San Jose, Brisbane und Bournemouth.
Die Fans wollten das alte Genie unbedingt wieder spielen sehen und es wurde sogar Druck ausgeübt, um den damals 36-Jährigen in den nordirischen Kader für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien einzuberufen. Doch Billy Bingham verzichtete auf eine Nominierung, womit Best, der sein letztes von insgesamt 37 Länderspielen fünf Jahre zuvor absolviert hatte, einer der ganz großen Legenden ist, die niemals an einer WM teilgenommen haben.
Viele Spieler – vor allem in Old Trafford – wurden seither mit Best verglichen. Insbesondere Ryan Giggs wurde in seinen jungen Jahren immer wieder mit dem Spitznamen "der neue George Best" bedacht. Alex Ferguson leugnete jedoch die Ähnlichkeit: "Er wird niemals wie Best sein. Niemand wird das", sagte der Schotte.
"George war einzigartig – das größte Talent, das unser Fussball jemals hervorgebracht hat. In Old Trafford heißt es bis heute, er hätte doppelte Sprunggelenke gehabt. Unvergessen sind seine 180-Grad-Drehungen, die er durch eine einfache Drehung seiner Gelenke machte. Damit ließ er nicht nur Verteidiger stehen, sondern schützte sich auch vor Verletzungen, denn seine Gegenspieler kamen ihm selten nahe genug, um ihn überhaupt verletzen zu können."
Tragischerweise konnte Best nicht verhindern, sich selbst zu verletzen. Obwohl er im Jahr 2000 mit einer Lebertransplantation eine zweite Chance erhalten hatte, gab er sich weiterhin dem Alkohol hin, und nur fünf Jahre später fand seine selbstzerstörerische Lebensweise ein unvermeidbares Ende. Bei seinem Tod war er erst 59 Jahre alt. Bei den einen herrschte große Trauer, bei den anderen Ärger, doch allen gemein war die Bewunderung und Wertschätzung für einen der größten Spieler aller Zeiten.
Für seine Fans wird er immer der Beste bleiben. Ein Spruchband, das bei seinem Leichenzug in Belfast zu sehen war, brachte es auf den Punkt:
Position: Stürmer
Vereine: Manchester United (1963-74), Jewish Guild (1974), Stockport County (1975), Cork Celtic (1975-76), Los Angeles Aztecs (1976, 1977-78), Fulham (1976-78), Fort Lauderdale Strikers (1978-79), Hibernian (1979-81), San Jose Earthquakes (1980-81), Hong Kong Rangers (1982), Bournemouth (1983), Brisbane Lions (1983)
Nationalmannschaft: 37 Länderspiele (9 Tore)
Erfolge * 1x Europapokalsieger der Landesmeister(1968) * 2x Englischer Meister (1965, 1967) * 1x Europas Fussballer des Jahres (1968