Edmund „Ed“ Conen * 10. November 1914 in Ürzig † 5. März 1990 in Leverkusen
Am 10. November 2006 haben die Historiker des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) ein Kapitel der zweiten Weltmeisterschaft von 1934 umgeschrieben. Im Zuge von Recherchen erkannte der Weltverband dem Tschechen Oldrich Nejedly 72 Jahre später einen fünften Turniertreffer zu. Damit stieg Nejedly zum alleinigen Torschützenkönig vor dem Italiener Angelo Schiavio (Italien) und Edmund Conen (Deutschland) auf, die viermal getroffen hatten. Conen war auf diese Art 16 Jahre nach seinem Tod als Torschützenkönig von Italien entthront worden. In der WM-Chronik des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) liegt er im Verhältnis von Spielen und Toren immerhin noch hinter Max Morlock und Gerd Müller als einer von sieben Spielern auf Platz 3.
Edmund Conen wurde am 10. November 1914 in Ürzig geboren. Die Ortsgemeinde liegt umgeben von Weinbergen in der großen Moselschleife. Conen stammte aus einer Schneider-Familie. Seine vier Brüder und ein Schwager hoben einst den SV Ürzig aus der Taufe, dem er zunächst angehörte, ehe er sich in der Gymnasialzeit dem FV Saarbrücken anschloss. Am 14. Januar 1934 gab der erst 19jährige Edmund Conen unter Reichstrainer Otto Nerz in Frankfurt am Main sein Debüt gegen Ungarn. Es war das 99. offizielle Match einer DFB-Elf. Der Stürmer traf in der 80. Minute zum Endstand von 3:1. Nerz erster Kommentar zum Debütanten: „Sie haben heute zweimal in der Nationalmannschaft gespielt, zum ersten und zum letzten Mal.“
Drei Monate nach der herzlosen Kritik berief er Conen aber für die WM in Italien. Nicht nur für Conen war es ein Debüt. Nachdem Deutschland bei der WM-Premiere 1930 in Uruguay nicht teilgenommen hatte, schickte der DFB erstmals eine Mannschaft zu einem WM-Turnier. Als Deutschland am 27. Mai 1934 gegen Belgien (5:2) zum WM-Debüt auflief, stand Conen sogar in der Startelf. Stanislaus Kobierski (27. Minute) war es vorbehalten, das erste deutsche WM-Tor für Deutschland zu markieren. Aber: „Ed“ Conen erzielte an diesem Tage in der zweiten Halbzeit innerhalb von nur 20 Minuten (66., 69., 85.) gleich drei Treffer und stieg zum Spieler der Partie Spiels auf. Aus der Halbzeitpause dieser Begegnung ist Folgendes überliefert. Beim Stande von 1:2 soll der selbstbewusste Conen dem genervten wie autoritären Nerz gesagt haben: „Lassen sie mich mal auf eigene Faust spielen.“ Conen gab später folgende Erinnerung an das Geschehen zu Protokoll: „Nerz sagte: ‚Mach was Du willst’ und ich legte los.“
Als die FIFA-Geschichtsschreiber Conen die Torjäger-Krone von 1934 „absetzten“, korrigierten sie auch einen anderen Irrtum: Lange galt der Argentinier Stabile als der Spieler, der beim 6:3 gegen Mexiko erstmals bei einer WM einen Hattrick (8., 17., 80.) erzielt hatte. Nun schrieb der Weltverband dem Amerikaner Patenaude (41., 45., 48.) beim 3:0-Sieg über Paraguay vom 17. Juli 1930 diese Ehre zu. Stabile spielte mit Argentinien erst zwei Tage später. Doch die FIFA nimmt es mit Statistiken nicht immer ganz so genau, wie es die wahren Experten und Puristen gerne hätten. Denn eigentlich gilt für einen Hattrick nach Definition der „englischen Urväter“, dass drei aufeinander folgende Tore durch denselben Spieler in einer Halbzeit zu erzielen sind. Nimmt man dies zum Maßstab, dann war Conen der erste Spieler, dem ein lupenreiner Hattrick gelang. Denn Patenaude (USA), Stabile (Argentinien), Cea (Uruguay) sowie Schiavio (Italien/1934) hatten ihre Treffer jeweils in verschiedenen Halbzeiten erzielt. Conens Kunststück wiederholten nur sieben Spieler: Wetterström (Schweden/1938), Probst (Österreich/1954), Pele (Brasilien/1958), Müller (1970), Lineker (England/1986), Salenko (Russland/1994) sowie Batistuta (Argentinien/1998).
Nachdem Edmund Conen im WM-Halbfinale gegen die Tschechoslowakei eine eher enttäuschende Leistung geboten hatte, fand er im Spiel um den dritten Platz gegen Österreich zu alter Form zurück und traf zum 2:0 von Deutschlands 3:2-Sieg. Der „Völkische Beobachter“ schrieb danach: „Das Herrlichste an diesem Triumph ist, dass es uns gelungen ist, Österreichs schier unschlagbare Wundermannschaft zu bezwingen.“ Conen aber war mit dieser Bronzemedaille nie zufrieden. „Wenn unser Torwart Kreß nicht so einen fürchterlich schlechten Tag im Halbfinale gehabt hätte, dann wären wir im Endspiel dabei gewesen.“
Noch schlimmer aber war dies: Conen litt zwei Jahre nach der WM unter einer Herzneurose, hatte Angst vor Menschenansammlungen und musste für über drei Jahren pausieren. Unter Tränen der Rührung machte er erst am 25. Juni 1939 wieder ein Spiel für Deutschland in Dänemark (2:0) und traf natürlich auch noch. Das letzte Länderspiel bestritt er beim 5:3-Erfolg der Deutschen 1942 - wie zum Debüt gegen Ungarn. Die Mannschaft lag zur Halbzeit 1:3 zurück, Conen und der junge Fritz Walter konnten das Spiel zugunsten des von Trainer Sepp Herberger betreuten Teams aber gemeinsam herumreißen.
Die Karriere von Edmund Conen endete mit nur 28 Jahren nach 28 Länderspielen und insgesamt 27 Toren. Aus dem Spieler wurde ein Fußball-Lehrer und Hotelchef. Später schulte er zum Computerfachmann um und arbeitete im Eisenbahnausbesserungswerk Opladen, wo er zum Ende seiner Laufbahn den BV 01 Opladen betreute. Conen starb am 5. März 1990, nur einige Wochen vor der WM in Italien 1990, den Deutschland im zweiten Anlauf auf dem Fußball-Stiefel doch noch gewann.
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